In Gedenken an Ingrid Wertheim
Typisierungsaktion in Katlenburg am 19. April 2022
Es gibt verschiedene Anlässe, eine Typisierungsaktion zu organisieren. Manchmal ist es „nur“ der Gedanke daran, etwas Gutes zu tun. In anderen Fällen wenden sich Angehörige betroffener Personen, die selbst auf eine Stammzellspende angewiesen sind, bei uns.
Die Beweggründe können unterschiedlich sein… aber egal welche es sein mögen: Typisierungsaktionen lohnen sich immer. Auch wenn für die Katlenburgerin Ingrid Wertheim leider jede Hilfe zu spät kam. Dank ihr ist die Hoffnung aber für andere Patient*innen, die an Bluterkrankungen leiden, größer geworden, passende Stammzellspender*innen zu finden.
Eindrücke von der Typisierungsaktion
99 Menschen registrierten sich bei der Typisierungsaktion, die Ingrid Wertheim helfen sollte, eine*n passende*n Stammzellspender*in zu finden. Wenige Tage vor der Aktion ist sie leider verstorben. Aber für die Familie stand es außer Frage, dass die Typisierungsaktion trotzdem stattfinden sollte: „Omi hat gesagt, selbst wenn es ihr nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem“, sagt ihre Enkelin Luisa Kwasny.
Die Idee zur Typisierungsaktion entstand im Katlenburger Dorfgemeinschaftshaus bei einer Blutspendeaktion. Die Tochter Anissa Kwasny zitiert ihre Mutter, als sie ihr den Aufruf zur Typisierungsaktion zeigte: „Ja, genauso habe ich mir das vorgestellt!“, habe sie gesagt. Frau Wertheim hat sich in vielerlei Hinsicht für ihre Mitmenschen engagiert - sei es als Vereinskollegin, Ortsräten, beim DRK oder als Mama und Omi. Die Aktion war also ganz in ihrem Sinne.
Weil Frau Wertheim durch ihren Einsatz in der Region so bekannt war, fanden sich auch schnell viele Menschen, die sich für die Typisierungsaktion engagieren wollten. Da einige Bekannte und Freunde von Frau Wertheim aber schon über 50 Jahre alt sind und sich deshalb nicht mehr als potenzielle Stammzellspender*innen registrieren können, hat man andere Wege gefunden sich zu engagieren und so war das üppige Kuchenbuffet zur Aktion schnell auf die Beine gestellt.
Auch darüber hinaus haben sich viele Menschen für den guten Zweck eingesetzt und beispielsweise den Aufruf zur Typisierungsaktion in den sozialen Medien geteilt. Sabine Hustedt-Metge, die den Kontakt zur KMSG hergestellt hat, erzählt: „Die Information zur Aktion hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet.“
So hat sich die Information auch zu Christopher (18 Jahre alt) und Nele (17 Jahre alt) ausgebreitet, die sich ebenfalls im Dorfgemeinschaftshaus haben typisieren lassen. Christopher engagiert sich in der Feuerwehr Sudheim und hat in der WhatsApp-Gruppe der Feuerwehr von der Aktion erfahren. Genauso wie Christopher war auch Nele klar, dass sie sich auf jeden Fall typisieren lassen möchte, denn „wenn man helfen kann, sollte man das auch machen!“, sagt sie. Da sie noch nicht volljährig ist, kam sie mit einer Einverständniserklärung ihrer Eltern vorbei. Sobald sie 18 Jahre alt wird, wird sie als potenzielle Stammzellspenderin automatisch freigeschaltet.
„Wir als Familie sind allen total dankbar und tief gerührt von der Hilfsbereitschaft. Die Aktion hätte meiner Schwiegermutter helfen können. Dass wir wissen, dass wir nun anderen Familien helfen können, ist ein kleiner Trost“, sagt die Schwiegertochter Joana Wertheim.
Frau Hustedt-Metge ergänzt: „Wir haben bei Ingrid gesehen, wie schnell es gehen kann… dass es jeden treffen kann.“
Uns von der KMSG war schnell klar, dass Frau Ingrid Wertheim tiefe Spuren in den Herzen ihrer Mitmenschen hinterlassen hat. Sie hat zu Lebzeiten schon viele Menschen zusammengeführt und so vermochte sie auch viele dazu motivieren, sich bei der Typisierungsaktion für andere Patient*innen einzusetzen.
Ihren Tod bedauern wir zutiefst. Wir gedenken Frau Ingrid Wertheim und danken ihrer Familie und ihren Freunden für den engagierten Einsatz trotz der Trauer um einen wertvollen Menschen.